LW-I-2: Ertragsschwankungen

Quelle: Konstanze Sch?nthaler / Bosch & Partner GmbH

Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Monitoringbericht 2019 zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Ertragsschwankungen zwischen den Jahren lassen sich unmittelbarer mit Ver?nderungen des Witterungsgeschehens in Zusammenhang bringen als langfristige Ertragstrends. Nimmt die Ertragsvariabilit?t zu, bedeutet dies ein steigendes Produktionsrisiko für die Landwirtinnen und Landwirte. Extremjahre führen zu ausgepr?gten Wechseln zwischen positiven und negativen Abweichungen der Ertr?ge von den Vorjahren.
Das Balkendiagramm zeigt die Abweichung in Prozent der Winterweizenertr?ge vom Mittel der 6 Vorjahre für den Zeitraum 1986 bis 2017. Bis 2001 überwiegen deutlich die positiven Werte, in den Jahren danach gab es starke Unterschiede zwischen den Jahren mit teilweise deutlichen positiven und negativen Abweichungen. Einen Trend gibt es nicht.
Die Witterungsbedingungen geh?ren zu den wichtigsten produktionsbestimmenden Gr??en in der Landwirtschaft. Eine verl?ngerte Vegetationsperiode und h?here Temperatursummen k?nnen die Ertr?ge steigern. Hinzu kommt, dass die h?heren CO2-Konzentrationen in der Atmosph?re, die letztendlich für den Treibhauseffekt verantwortlich sind, die Photosynthese und das Pflanzenwachstum stimulieren k?nnen. Allerdings bringt der Klimawandel u. a. durch Trockenstress oder Extremereignisse wie Stürme, Starkregen, Hagel und überschwemmungen auch das zunehmende Risiko von Ertragseinbu?en mit sich.
Der züchterische und technische Fortschritt haben die landwirtschaftlichen Ertr?ge bei den wichtigen Kulturarten in Deutschland in den letzten fünfzig Jahren ansteigen lassen. Die Züchtung brachte neue Sorten mit verbesserten Eigenschaften hinsichtlich Ertragsh?he und -stabilit?t, Qualit?t, Ressourceneffizienz, Stresstoleranz und Krankheitsresistenz hervor. Auch bei der Aussaat, Pflege- und Erntetechniken sowie bei der Düngung und beim Pflanzenschutz gab es Verbesserungen. Allerdings ist die Ertragsh?he darüber hinaus noch von zahlreichen anderen Faktoren abh?ngig.
Die Ertragsstagnation, die beim Weizen in den letzten Jahren in der landwirtschaftlichen Praxis festzustellen war, hat komplexe Ursachen, die noch genauer untersucht werden müssen. Neben den bereits erw?hnten Faktoren k?nnen hierfür auch der Anbau auf ertrags?rmeren Standorten, sogenannten Grenzstandorten, sowie engere Fruchtfolgen eine Ursache sein. In der Landwirtschaft ist es wichtig, Betriebsmanagement und Betriebsmitteleinsatz zu optimieren. In welchem Umfang ertragssteigernde Ma?nahmen ergriffen werden, h?ngt immer auch stark von den erzielbaren Produktpreisen ab. Je h?her das Preisniveau, desto eher kann sich der Einsatz ertragssteigernder oder ertragssichernder Betriebsmittel wie u. a. mineralischer Düngemittel und Pflanzenschutzmittel lohnen.
Derzeit l?sst sich noch schwer absch?tzen, in welchem Ausma? der Klimawandel die Ertragsh?he hierzulande beeinflusst. Einerseits wird diskutiert, dass zumindest regional die klimatischen Grenzen für eine weitere Ertragssteigerung erreicht werden k?nnten. Andererseits geht man davon aus, dass die Landwirtschaft mit den langfristigen Klimatrends zurecht kommen kann, denn vor allem beim Anbau einj?hriger Kulturen gibt es viele M?glichkeiten, mit der Wahl von Fruchtarten und Sorten, der Fruchtfolge und der Bewirtschaftungsplanung auf die ver?nderten Rahmenbedingungen zu reagieren.
Gr??ere Herausforderungen werden voraussichtlich mit den zunehmenden Wetter- oder Witterungsschwankungen zwischen den Jahren verbunden sein, auf die sich die Landwirtinnen und Landwirte weniger gut einstellen k?nnen. Witterungsextreme wie lange Trockenperioden k?nnen zu unvorhersehbaren Ertragseinbrüchen führen. Im Trockenjahr 2003 beispielsweise lag der Weizenertrag im Bundesdurchschnitt 12 bis 13 % unter dem erwarteten Trendertrag des Jahres. Auch in den vergangenen zwei Jahren hatte die Landwirtschaft mit erschwerten Wetterbedingungen und in der Folge mit Ertragseinbu?en zu k?mpfen. Im Herbst 2017 fielen in Norddeutschland überdurchschnittliche Regenmengen, deshalb war die Herbstbestellung mit Wintergetreide vielfach unm?glich, und es wurden im Frühjahr 2018 ertragsschw?chere Sommergetreidearten anges?t. Die ab April folgenden hohen Temperaturen und geringen Niederschl?ge führten zu einem ungew?hnlich frühen Erntebeginn und hatten schlechte Ertragsergebnisse zur Folge. Nach dem Ergebnis der ?Besonderen Ernte- und Qualit?tsermittlung“ wird für 2018 im Vergleich zu einem dreij?hrigen Mittel ein Rückgang von 20 % für die deutsche Getreideernte berichtet25. Insbesondere in Nord- und Ostdeutschland betrugen die Ertragsausf?lle beim Getreide über 30 %.
In zwischenj?hrlichen Ertragsschwankungen werden sich die Folgen des Klimawandels deutlicher niederschlagen als in den langj?hrigen Ertragstrends, die Ausdruck l?ngerfristig geplanter Anpassungsprozesse nicht nur an den Klimawandel, sondern auch an die Marktbedingungen sind. Die Ertragsschwankungen wurden über die Abweichung des Jahresertrags vom durchschnittlichen Ertrag der jeweils sechs vorangegangenen Jahre ermittelt. Mit zunehmender Ertragsvariabilit?t erh?ht sich das Produktionsrisiko für die Landwirtschaft, da bei der Kalkulation u. a. der einzusetzenden Betriebsmittel mit bestimmten Ertragsh?hen gerechnet wird.
Betrachtet man für den Winterweizen, die derzeit wichtigste Kulturart in Deutschland, die Abweichung des Jahresertrags vom durchschnittlichen Ertrag der jeweils vorangegangenen sechs Jahre im Zeitverlauf, wird deutlich, dass es in den zurückliegenden Jahren ein starkes Auf und Ab der Ertr?ge gegeben hat. Die Zahlen sind allerdings in der vergleichsweise kurzen Zeitreihe sorgsam zu interpretieren. Die starken Ausschl?ge sind deutlich von Extremjahren gepr?gt, sodass von einem generell gültigen Trend noch nicht gesprochen werden kann. In der betrachteten Zeitreihe von 1986 bis 2017 sind bislang die Ertragseinbu?en in Folge der starken Frühsommerdürre im Jahr 2003 am deutlichsten ausgepr?gt.
Zu berücksichtigen ist auch, dass es innerhalb Deutschlands erwartungsgem?? deutliche regionale Unterschiede gibt. Vor allem im Osten Deutschlands, wo in gro?em Umfang leichte sandige B?den bewirtschaftet werden, die auf Niederschlagsextreme besonders schnell und stark reagieren, fielen die zwischenj?hrlichen Ertragsschwankungen st?rker aus als beispielsweise im mittleren westlichen Teil Deutschlands, wo die Ertr?ge in den eher feuchten und kühlen Mittelgebirgsregionen stabiler waren.
25 - BMEL – Bundesministerium für Ern?hrung und Landwirtschaft (Hrsg.) 2018: Ernte 2018 – Mengen und Preise. Berlin, 38 S.